Ein Nachmittag mit Carlo Borer
Wir fragen uns oft, was wird eigentlich aus dem Material gefertigt, welches wir an unsere Kunden verkaufen. Bei einer Lieferung war aber unsere Neugier besonders gross.
Carlo Borer, ein bekannter Künstler aus Oberbipp hat bei uns Aluminium bestellt. Schnell war klar, wir wollen mehr darüber erfahren. Also haben wir uns für ein Interview an ihn gewandt und zu unserer grossen Überraschung kam die Zusage prompt.
So machten wir uns einige Tage später auf nach Oberbipp im Oberaargau.
Nun stehen wir vor seinem Haus – seinem Atelier und Garten. Hinter uns die Hauptstrasse, vor uns eine dunkle Fassade, welche sich unter alten Bäumen emporhebt und eine grüne Wiese mit Sicht ins Weite.
Es ist ein sonniger und warmer Tag im September, die Sonne spiegelt sich in den Kunstwerken, welche sich im Garten zwischen den Bäumen wie selbstverständlich in die Natur einfügen.
Wir sind uns nicht sicher, was oder wer uns hier erwartet. Ein Künstler, ein Installateur oder ein virtueller Philosoph der modernen Zeit? Die Spekulationen sind abrupt zu Ende, als die Tür aufgeht und uns Carlo Borer willkommen heisst.
Er selbst nennt sich übrigens Objektbauer.
Mit einem Lachen und dem dezenten Hinweis und Augenzwinkern, dass wir etwas zu früh sind, lädt er uns ein, ihm zu folgen und wir treten ein – in die heiligen Hallen seiner Werkstatt. Eindrückliche grosse Maschinen und peinlich genaue Ordnung sind das Erste, was einem ins Auge fällt. Hier wird poliert, gebogen, montiert und geschweisst.
Als wir die riesigen Arbeitsgeräte und Tische sehen, wird uns klar, das hier ist ein Knochenjob und wir wischen unsere romantische Vorstellung des Künstlerdaseins beiseite.
Auf die Frage, ob er sich das alles selbst beigebracht hat, antwortet er mir mit einem Lächeln. Er sei ein Autodidakt und für alles, was er sich nicht allein aneignen kann, hat er Kontakte zu Profis.
In seinem Atelier erwarten uns Objekte der Vergangenheit und ganz neue Installationen, in welcher auch unser Aluminium verbaut wurde, der Ausstellung vom Sommer 22 in Basel «sleeping with the gods» in der Kulturstiftung Basel H. Geiger. (Mehr dazu unter https://www.kbhg.ch)
Das imposante Werk «Reconstruction» ein riesiges metallenes Puzzle, eine Rekonstruktion der Mondoberfläche, die nach der fiktiven Zerstörung wieder zusammengesetzt wurde.
Oder auch die Installation, welche die Bevölkerungsentwicklung für den Zeitraum von Christi Geburt bis heute darstellt. Eine exponentielle Kurve, welche um die Zeitachse rotiert und den Lauf der Evolution im Anthrophozän (Zeitalter des prägenden menschlichen Einflusses) auf faszinierende Art und Weise darstellt.
Eine eindrückliche Sichtbarmachung der Bevölkerungsexplosion. Ein klein wenig mahnender Zeigefinger und den Hinweis, dass wir so unglaublich erfolgreich sind in unserer Entwicklung, dass wir damit am Ende uns selbst und unseren Lebensraum zerstören.
Immer zwischen Fakten und Fiktion.
Das hat uns zur Frage verleitet, wie und wo er denn seine Inspiration findet?
Seine Antwort darauf: «Heiss Duschen hilft immer». Auch seine 40 Jahre Erfahrung als Künstler und seine breiten Interessen, aber auch Pioniere wie Otto von Lilienthal, inspirieren ihn für seine Installationen und Objekte.
Wir gelangen direkt von der Ausstellung in die Wohnräume und von dort in den herrlichen Garten. Bei einer feinen Vanilleglace und in der Gesellschaft seiner Katze Mojito können wir unser Gespräch fortsetzen.
Auf die Frage, was denn das Schönste an seinem Beruf wäre, meint er, dass es immer vorwärts geht und man sich weiterentwickeln kann, sich neu erfinden, aber auch interessante Leute trifft, vom Lieferanten bis zum Philosophen.
Eine Frage haben wir uns aber bis ganz zuletzt aufgehoben – ob er denn schon einmal grandios gescheitert sei? Er lacht, wie so oft heute Nachmittag, und meint: «Immer wieder».
Nun wird es Zeit für uns, wieder ins reale Leben einzutauchen und wir verabschieden uns.
Danke Carlo Borer für die interessanten Einblicke und Ausblicke!
Mehr über Carlo Borer und seine imposanten Werke finden Sie hier: https://carloborer.ch/
Quelle und Copyright Bilder: Carlo Borer www.carloborer.ch