Zu Besuch bei Clerici Engineering AG

Sibylle Forster - November 2023

Clerici AG Details 118 JPEG Qualität 80

Ein Ticket zum Mars

Ein regnerischer Tag ist es heute in Fislisbach, Kanton Aargau. Ich bin auf dem Weg zu unserem Kunden Clerici Engineering AG.

Vor einiger Zeit, an unserem Kundenanlass beim St. Peter at Sunset in Kestenholz, konnten wir in einem äusserst interessanten Gespräch erfahren, dass die Firma Clerici Engineering AG sozusagen bis zum Mars fliegt. Da war uns klar, wir wollen mehr wissen!
Herr Clerici war sofort bereit, uns ein Interview zu geben und uns Einblicke in seinen KMU-Betrieb zu verschaffen, welcher er zusammen mit seiner Frau führt.
Nun bin ich also hier, im beschaulichen Fislisbach und trete ein, in den renovierten Eingangs- und Empfangsraum. Modern, offen und freundlich mein erster Eindruck. Frau Clerici ist sofort zur Stelle und begrüsst mich herzlich trotz meiner staugeschuldeten Verspätung.
Kurz darauf kommt auch schon Herr Clerici und nimmt mich mit auf die «Reise» zu den Geheimnissen der komplexen thermischen Beschichtungssystemen. Auf dem Rundgang durch die Firma bestätigt sich mein erster Eindruck – hier wird auf kleinem Raum enorm Grosses geleistet!

Nach der Gründung im Jahre 1978 und zwei Umzügen, hat sich die Firma Clerici Engineering AG in Fislisbach mit 7 Mitarbeitenden zu einem modernen und dynamischen Kleinunternehmen in der Automation / CNC-Fertigung / Maschinenbau und Prototypenbau entwickelt, welches weltweit tätig ist.
Ich interessiere mich vor allem für den Schwerpunkt der Firma, das thermische Beschichten. Mit viel Geduld zeigt mir Herr Clerici die verschiedenen Komponenten, welche ihre Systeme beinhalten.
Ich bin überrascht, dass tatsächlich nahezu alles hier im Hause geplant, gebaut und programmiert wird. Steuerungen, Bedienstationen und natürlich das Gas-Modul, alles wird in Fislisbach gebaut und geplant. Was für ein Know-how in einer Firma mit dieser Grösse.

Auf meine Frage, was im Moment wohl die grösste Herausforderung sei, meint Herr Clerici, die enorm langen Lieferfristen. Eine wohl überlegte und etwas mutigere Planung als noch vor 5 Jahren, sei jetzt notwendig, um den herausragenden Service aufrecht zu erhalten, für den die Firma Clerici bekannt ist.
Mit 98% der Kunden im Ausland ist ein wichtiger, weiterer Punkt die aktuelle politische Situation mit dem starken Schweizer Franken und auch die geopolitische Lage bietet erschwerte Bedingungen.
Die Clerici Engineering AG meistert auch in schwierigen Zeiten, mit viel Innovation und Manpower, die verschiedensten Probleme. Zum Beispiel konnte während der Corona-Pandemie keine Montage im Ausland angeboten werden. Kurzerhand wurde ein Fernwartungssystem installiert, um dadurch die Monteure vor Ort digital anzuleiten.

Wir sind mittlerweile wieder im übersichtlichen Büro von Herrn Clerici angelangt. Ich bringe die thermische Beschichtung noch einmal zur Sprache und will nun wissen, was es denn mit dem Mars auf sich hat. Ein Kleinunternehmen aus der Schweiz auf dem Mars?
Herr Clerici ist sofort Feuer und Flamme und erklärt mir, dass seit längerer Zeit Versuche laufen mit Anlagen zur Pulverbeschichtung von Triebwerkskomponenten bei ESA und SpaceX.
Nun testet eine Firma aus Norwegen eine neue Beschichtung aus Silizium Karbid (SiC), welches wesentlich leichter ist als das herkömmliche Material. Die Kombination von Silizium Karbid und thermischem Spritzen ist der bedeutendste Fortschritt seit Jahrzehnten und revolutioniert den Markt für thermische Spritzschichten. Clerici Engineering AG hat das thermische Beschichtungssystem dazu geliefert.
Das geringe Gewicht und die Eigenschaften dieser neuen Kombination machen es vor allem für Weltraumanwendungen interessant.
Durch eine Partnerschaft der Firma Seram Coatings und der Europäischen Weltraumorganisation ESA für künftige Marsexpeditionen, kann zurzeit das thermische Spritzen auf Aluminium- und Titanoberflächen getestet werden.
So sind wir also auf dem Mars – was für eine Erfolgsgeschichte unseres Kunden und welche Ehre, dass wir einen Teil des Materials dazu liefern dürfen.

Die Zeit verflog und ich hätte noch sehr viele Fragen, aber der Büro- und Werkstattalltag hat uns wieder zurück auf die Erde geholt.
Meinem letzten Wunsch nach einer lustigen Anekdote von seinen Reisen kommt Herr Clerici jedoch gerne nach:
Auf seinen Reisen nach Japan wurde er stets herzlich und nach allen Regeln der japanischen Kultur empfangen und umsorgt. Beim Abendessen hat er als gut erzogener Schweizer natürlich darauf geachtet, den Teller stets leer zu essen. Seine japanischen Kunden bestellten daraufhin sofort Essen nach und so ging das weiter bis Herr Clerici meinte, jetzt sei aber mehr als genug.
Erst längere Zeit danach hat er herausgefunden, dass in Japan ein leer gegessener Teller das Zeichen dafür ist, dass der Gast noch hungrig ist und dadurch der Gastgeber für mehr Essen zu sorgen hat.
Die armen Gastgeber hatten wohl selten so hohe Restaurantrechnungen wie mit Herrn Clerici als Gast.

So ging der Morgen in Fislisbach zu Ende – und ich mache mich auf den Heimweg. Danke Herr und Frau Clerici für den Ausflug auf den Mars und für die spannenden Geschichten! Es war ein schampar eindrücklicher Besuch.

 (Quelle Bilder: Clerici Engineering AG)